Solarthermische Kühlung |
Die Energiekosten von Kälteenergie für
Kühlung und Klimatisierung sind höher als bei Wärmeenergie.
Um die Energiekosten zu senken, ist die solare Kühlung
die optimale Variante.
Grundprinzip
Bei der solaren Kühlung werden die sommerlichen Überschüsse
einer Solaranlage z. B. mittels einer Absorptionskälteanlage in Kälte für
Prozesse und Klimatisierung umgewandelt.
Funktionsprinzip der Absorptionskälteanlage s. >
Absorptionswärmepumpe.
Die Solaranlage sollte gleichzeitig für die
Trinkwassererwärmung und in der Übergangs- und Winterzeit zur
Heizungsunterstützung verwendet werden.
Bei fehlendem oder zu geringem Solarertrag wird wie üblich,
z. B. mit Erdgas etc. oder besser mit erneuerbaren Energien, nachgeheizt.
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Vorteile
Der Nutzungsgrad der Solaranlage steigt enorm, da es
keinen Stillstand im Sommer gibt.
Damit gibt es hier auch keine Überhitzungsprobleme mehr,
wie bei den üblichen Anlagen zur Heizungsunterstützung im Sommer.
Auslegung
Die Anlage wird in d. R. nach der benötigten Kühllast ausgelegt.
Hauptbauteile (Beispiel)
Eine kleine Anlage für z. B. 15 kW Kühllast und einer
Heizwasserleistung von 21 kW (Wärmeverhältnis
COP=0,71)
besteht z. B. aus
folgenden Hauptbauteilen:
- ca. 40 m² Flachkollektoren
- Absorptionskälteanlage 15 kW
- Offener Kühlturm (Kühlleistung 35 kW)
- Heizungspufferspeicher 2.000 l
- Kältepufferspeicher 1.000 l
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Entwicklungstendenzen
solarthermischer Kühlung |
Allein in Deutschland fallen ca. 40.000 GWh Stromverbrauch für
die Klimatisierung von Bürogebäuden mit Kompressionskältemaschinen an.
Gleichzeitig werden immer mehr Kollektorflächen für die Heizungsunterstützung
installiert.
Nichts liegt näher, als diese elektrischen
Kompressionskältemaschinen durch thermisch erzeugte Kälte zu ersetzen, zumal für
Heizungsunterstützung ausgelegte Solaranlagen im Sommer sowieso zuviel Energie
erzeugen.
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Auch die Abwärme von BHKWs, Stirlingmotoren und Mikrogasturbinen
bieten umweltfreundliche Alternativen zur Kühlung mit Strom.
Der Markt für solarthermische Kühlung ist z. Z. noch klein, das
Potenzial ist jedoch hoch.
Quelle: SBZ 4/2008, Prof. Dr. Ursula
Eicher, Zafh.net
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Wirtschaftlichkeit |
Die
am weitesten verbreitete solare Kühltechnik basiert auf einem geschlossenen
Absorptions-Kreisprozess mit den Kältemitteln Wasser oder Ammoniak.
Die
Leistungszahlen (COP) bei Absorptionsanlagen liegen zwischen 0,7 (einstufig) und 1,3
(zweistufig), d. h. aus 1 kWh Wärme werden 0,7 bis 1,3 kWh Kälte erzeugt.
Um
mit elektrischen Kompressionskältemaschinen energetisch konkurrieren zu
können, müssen vor allem bei einstufigen Maschinen hohe solare Deckungsgrade
bzw. niedrige Nachheizenergiemengen gegeben sein.
Vergleich Primärenergieaufwand zwischen
elektrischer und solarer Kühlung
1. Kompressionskältemaschinen (Strom)
COP =
3, bei bester Technik 5 bis 6
Umwandlungswirkungsgrad von elektrischen Strom aus Primärenergie ca. 35% (η
= 0,35).
Primärenergie-Leistungszahl
ep =
COP x η
(besagt, wie viel kW Kälte aus 1 kW Primärenergie erzeugt werden kann; je höher
die Zahl, desto besser)
Ergebnis:
Primärenergie-Leistungszahl
ep =
(3 bis 6) x 0,35 = ca. 1 bis max. 2.
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2. Absorptionskältemaschinen mit Solaranlage
Werden bei solarthermischer Kühlung solare Deckungsgrade von z. B. 70%
erzielt, muss noch 30% fossil (Strom) bei Leistungszahlen COP = 0,7
nachgeheizt werden.
Für
0,7 kW Kälte muss also 0,3 kW thermische Nachheizleistung aufgewendet
werden.
Thermischer Umwandlungswirkungsgrad 90% (η = 0,9)
Ergebnis:
Primärenergie-Leistungszahl
ep =
0,7 x 0,9 = 2,1
Ergebnis Vergleich
Thermische Kühlung kann erst bei sehr hohen solaren Deckungsgraden > 70%
und möglichst zweistufigen Maschinen mit
bester elektrischer Kühlung konkurrieren.
Energetisch wesentlich besser, sind solare Kühlanlagen, die nur mit
Solarenergie beheizt werden und für den Spitzenbedarf elektrisch nachgekühlt
werden.
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Anlagendimensionierung bestimmt
Wirtschaftlichkeit |
Wird
aktiv gekühlt, sind lange Laufzeiten der Kältemaschine entscheidend für die
Wirtschaftlichkeit einer solarthermischen Kühlung.
Kühlstunden
In
Mitteleuropa treten im Wohnungsbau ca. 20 bis 200 Kühlstunden pro Jahr auf,
im südlichen Mittelmeerraum und auch in Industrie - und Verwaltungsbauten
sind ca. 1000 Volllaststunden für die Kühlung erforderlich.
Spezielle Räume (Computer-Serverräume etc.) haben ständig einen hohen
Kühlbedarf, wodurch die Kühlanlage wesentlich wirtschaftlicher betrieben
werden kann.
Kollektorflächen
Die
benötigten Kollektorflächen und spezifischen Erträge (z. B. 2
bis 7 m²/kW Kälteleistung) resultieren aus den jeweiligen Lastbedingungen.
Generell führen hohe interne Lasten (Personen, E-Geräte etc.) zu einem
höheren Jahresenergiebedarf als externe Lasten (Sonnenstrahlung) und damit
zu längeren Anlagenlaufzeiten und geringeren Gesamtkosten.
Beispiele:
1.)
Bürobau mit 450 m² Fläche, großzügige Südverglasung, geringe interne Lasten.
Bei
ermittelten 850 Volllastbetriebsstunden wird eine Kältemaschine mit 15 kW
Spitzenleistung und für 80% Deckungsgrad (d. h. 80% der benötigten Energie
werden durch die Solaranlage bereitgestellt) 33 m² Kollektorfläche benötigt.
2.)
Gleiches Gebäude, aber mit hohen internen Lasten benötigt 3.700
Betriebsstunden. Für 80% Deckungsgrad werden hier 103 m² Kollektorfläche
benötigt.
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Kältespeichervolumen
Über
das Verhältnis von Kollektorfläche und Kältespeichervolumen zur
erforderlichen Kälteleistung oder zur gekühlten Nutzfläche besteht noch
keine Einigung.
Bei
der Kollektorfläche unterscheiden sich Minimal- und Maximalwerte bei
verschiedenen Demo-Projekten um den Faktor 10, bei Speichern sogar um 100.
Kosten
Für
die solare Kälteerzeugung sind lange Anlagenlaufzeiten und eine optimierte
Regelung Voraussetzung für die geringsten Gesamtkosten.
Beispiel
Die
Kosten für eine System mit einer 15 kW Kältemaschine variieren stark in
Abhängigkeit von den Betriebsstunden und weiteren Kriterien.
Anlagen < 1000 Betriebsstunden (Beispiel 1)
37
Ct/kWh für Anlage mit einfacher Regelung
26
Ct/kWh bei optimierter Regelung und Kühldecke (hohe
Kälteverteiltemperaturen).
Anlagen > 1000 Betriebsstunden (Beispiel 2)
12
bis 15 Ct/kWh für Anlage mit hohen Laufzeiten und hohen internen Lasten.
Die
Gesamtkosten sind meist von den Kosten der Solaranlage dominiert.
Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit
bei geringen Laufzeiten
Um
solare Kühlanlagen besonders bei geringen Laufzeiten wirtschaftlich zu
betreiben, müssen die Kollektoren ganzjährig für zusätzliche
Trinkwassererwärmung und Heizungsunterstützung genutzt werden.
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Verschiedene Entwicklungen thermischer
Kältetechnik |
Absorptionskältemaschinen |
Leistungsbereich < 20 kW (kommerzielle
Kleinanlagen)
Absorber
Im
kleinen Leistungsbereich (< 20 kW) sind z. Z. nur wenige Absorber verfügbar.
Beispiel:
EAW Westenfeld (Absorber mit 15 kW Kälteleistung,
Leistungszahl 0,75).
Komplettpakete für solare Kühlung
Verschiedene Solartechnikhersteller stellen mittlerweile Komplettpakete
(Kältemaschine und Kollektoren) bereit.
Eine
integrierte Regelung vereinfacht das Zusammenspiel von thermischer
Solaranlage und Kältemaschine und vermeidet Funktionsfehler.
Beispiele:
Seit 2007 Komplettsystem von Schüco (EAW Absorber mit 15 oder
30 kW Kälteleistung, doppelt verglaste Kollektoren)
Phönix Sonnenwärme AG Berlin führt Feldtests mit einer 10 kW
Lithiumbromidanlage mit gute Leistungszahlen durch. Markeinführung über Fa.
Sonnenklima für 2009 geplant.
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Vom ITW der Uni Stuttgart wird z. Z. eine
Ammoniak-Wasser-Kältemaschine mit 9 kW maximaler Kälteleistung entwickelt.
SolarNext AG (Deutschland) vertreibt seit 2007 eine in
Österreich entwickelte Ammoniak-Wasser-Kältemaschine mit 10 kW
Kälteleistung.
Leistungsbereich > 20 kW
Größere Absorber mit dem Stoffpaar Wasser-Lithiumbromid werden schon viele
Jahre kommerziell eingesetzt.
Für
die solarthermischen Anlage werden effiziente Flachkollektoren oder
Vakuumröhren verwendet.
Beispiele:
Zweistufige Absorptionskältemaschinen mit
Parabolrinnenkollektoren sind in den ersten Projekte von Solitem in der
Türkei in Betrieb.
Neben solarer Kühlung wird Dampf für Hotel- und
Industrieanwendung erzeugt.
(bei Kollektortemperaturen von 180 °C wird im Dampferzeuger
144 °C heißer Dampf erzeugt, der die die 2-stufige Kältemaschine antreibt)
Funktionsprinzip Absorptionskältemaschine s. >
Sorptionswärmepumpen.
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Adsorptionskältemaschinen |
Offene sorptionsgestützte Klimatisierung |
Bei
geschlossenen Adsorptionsanlagen ist der schlechte Wärmetransport zwischen
Feststoffadsorbern und den flüssigen flüssigen Wärmeträgern ein Problem.
Erst durch Beschichtung von Wärmetauschern mit Adsorptionsmaterialien wird
diese Technologie leistungsfähig.
SorTech AG entwickelt z. Z. einen Prototypen von 8-10 kW Kälteleistung mit
modularen Aufbau bis 100 kW.
Größere Anlagen von Nishyodo und Mayekawa (Japan) laufen in Demo-Anlagen
schon länger zuverlässig.
Bei
einem 70 kW-Adsorber am Uniklinikum Freiburg wurden mittlere Leistungszahlen
von 0,43 ermittelt, wobei der solare Deckungsgrad der 171 m²
Vakuumröhrenanlage durch lange nächtliche Laufzeit nur 28% jährlich
erreicht.
Funktionsprinzip Adsorptionskältemaschine s. >
Sorptionswärmepumpen.
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Nur
wenige Sorptionsanlagen mit Luftkollektoren verfügen über eine genaue
Messdatenerfassung und -auswertung.
Eine
vom Fraunhofer Institut Freiburg vermessene Sorptionsanlage mit 10.200 m³/h
Luftvolumenstrom und rein solarem Regenerationsbetrieb ergab
Kollektorerträge der Luftkollektoranlage von nur max. 100 kWh/m²a (niedrige
Laufzeit).
Die
mittlere Leistungszahlen liegt bei 0,43
Wichtig für effizienten solaren Kühlbetrieb mit offener Sorption sind daher
besonders lange Laufzeiten der Anlage im Regenerationsbetrieb oder eine
parallele Nutzung der Kollektorwärme z. B. für Trinkwassererwärmung.
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Flüssigsorption |
Flüssige Sorbentien werden in offenen Systemen zur Trocknung von Luft
eingesetzt, um anschließend einen Kühleffekt über Verdunstungskühlung zu
erreichen.
Vorteil: kontinuierliche Lufttrocknung mit gleichzeitiger Wärmeabfuhr.
Geforscht wird an der Realisierung von Flüssigsorptionsabsorbern und
-desorbern:
Das
Zentrum für angewande Energieforschung in Bayern entwickelt und betreibt
Flüssisorptionsanlagen in Labor und Praxis.
Die
University of South Australia arbeitet an Regeneratoren/Absorbern mit
Kunststoff-Platten-WT und Baumwollmatten für die Verteilung der Flüssigkeit.
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Das
Zafth.net Stuttgart entwickelt für den kleinen Leistungsbereich eine
sensible Zuluftkühlung mit Flüssigsorptionstrocknung rein auf der
Abluftseite.
Bei
positiven Feldtests (2005) eines Flüssigsorptionssystems von Menerga wurden
mittlere thermische Leistungszahlen von 1,2 erzielt.
L-DCS
hat 2006 ein 350 kW Flüssigsorptionssystem (basierend auf
Entwicklungsarbeiten von ZAE Bayern) in Singapur installiert.
Mit
13.000 m³/h Luftvolumenstrom konnte bei Außenlufttemperaturen von 33 °C und
21 g/kg absolute Feuchte eine Entfeuchtungsleistung > 10 g/kg erreicht
werden.
In
den USA werden Flüssigsorptionssysteme mit besonders geringen
Durchflussmengen entwickelt und z. T. im Feldtest geprüft.
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Faszit |
Thermische Kühlung mit Solarthermie oder Biomasse kann den Energieverbrauch
und die CO2-Emissionen deutlich
verringern.
Die
niedrigen Leistungszahlen können allerdings schnell zu hohen
Primärenergieverbräuchen führen, wenn nicht mit erneuerbaren Energieträgern
nachgeheizt werden kann.
Deshalb muss vor allem bei 1-stufigen thermischen Kältemaschinen der solare
Deckungsgrad hoch sein oder besser ein vollständiges solares Heizsystem
vorliegen.
Noch
gibt es wenige solare Kühlprojekte, was vor allem auf die mangelnde
Wirtschaftlichkeit zurückzuführen ist (hohe Wärmegestehungskosten).
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Hier
sind Förderinstrumente dringend erforderlich und auch die Investkosten für
die thermische Kältetechnik müssen niedriger werden (höhere Stückzahlen).
Bei
sehr geringen Wärmepreisen (z. B. Biomasse-KWK-Anlagen, solarthermische
Anlagen zur Heizungsunterstützung) und langen Laufzeiten können heute
thermische Kühlanlagen nahezu mit elektrischen Kompressionskälteanlagen
konkurrieren.
Viele
Konzepte aus Absorptions-, Adsorptions- und Flüssigsorptionstechnik haben
den Feldtest und die Produktion erreicht, so dass in den nächsten Jahren
vermehrt Projekte auch im kleinen Leistungsbereich zu erwarten sind.
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Für
wesentlich mehr Informationen stehen wir Ihnen mit einer persönlichen
Fachberatung jederzeit gerne zur Verfügung. |
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