Auswahlkriterien für Solar- und Wärmespeicher
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An Solar- und Wärmespeicher
(Speicher-Wassererwärmer) werden bestimmte
konstruktive Ansprüche und Kriterien gestellt, die aber in der Praxis nicht
immer erfüllt werden.
Somit gibt es gute, weniger gute und auch
Speicher, die noch nicht einmal den Namen Solarspeicher verdienen.
Für die Effizienz einer Solaranlage ist
ein guter Solarspeicher
ebenso wichtig, wie ein guter Kollektor!
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Wichtige Qualitätskriterien, die einen Solarspeicher vom normalen Brauchwasserspeicher
unterscheiden, sind:
- Form, Speichermaterial,
-
Wärmedämmung,
-
Wärmetauscher, Warmwasserentnahme,
-
Prallplatte,
-
und Schichtung.
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Form
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Prallplatte, Temperaturfühler
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Je schlanker und höher, desto besser die
Wärmeschichtung.
Verhältnis Höhe : Durchmesser > 2,5 : 1.
Anordnung des Solarwärmetauschers an der
tiefsten Stelle.
Bereitschaftsvolumen im oberen Teil ca.
35-40%.
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Zur Vermeidung von Verwirbelung des einfließenden Kaltwassers sollte eine
Prallplatte oder ähnliche Konstruktionen eingebaut sein.
Der richtige Sitz der Temperaturfühler ist von
großer Bedeutung.
Für den Solarkreis in Höhe des Solar-WT im
unteren Speicherdrittel, für Nachheizung in Höhe des Nachheiz-WT.
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Solarwärmetauscher (WT)
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Warmwasserentnahme |
In d. R. sind diese bei kleineren Solaranlagen im inneren des
Speichers angebracht. Externe Tauscher werden in d. R. bei Großanlagen oder
stark schwankenden Verbrauch verwendet.
Wichtig ist die richtige Einbaulage und eine
ausreichend groß dimensionierte WT-Fläche.
Diese steht im direkten Zusammenhang mit der
Kollektorfläche:
Tauscherfläche (m²) : Kollektorfläche (m²) = 1 : 5
Angeboten werden Rippenrohr-WT aus Cu
(benötigen weniger Platz, aber Verkalkungsgefahr größer) und Glattrohr-WT
aus emaillierten Stahlrohr, Edelstahl oder Cu.
Sinnvoll zur Vermeidung von Wärmeverlusten ist
eine Verlegung der Anschlüsse mit einer Rohrschleife nach unten.
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Im Gegensatz zu normalen Brauchwasserspeichern
wird bei Solarspeichern das Warmwasser nicht direkt oben entnommen.
Zur Minimierung von Wärmeverlusten gibt es
verschiedene Möglichkeiten:
a) innerhalb des Speichers von oben nach unten durch
einen
Bodenflansch
b) außerhalb des Speichers in der Wärmedämmung
c) mit einer Rohrschleife (Siphon) nach unten
d) Einbau einer Konvektionsbremse
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Speichermaterial |
Baustahl St 37-2
mit Beschichtung (emailliert oder Kunststoff).
Die Beschichtung ist empfindlich, deshalb ist immer eine Schutzanode
erforderlich.
Billigste Variante ist kunststoffbeschichteter
Stahlspeicher.
Edelstahl
ist leichter und korrosionsbeständiger,
aber wesentlich teurer und schwierig zu verarbeiten.
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Kunststoff (Polypropylen)
ist leicht, absolut
korrosionsbeständig und kostengünstig.
Nachteilig ist die Temperaturbeständigkeit bis
max. 85°C.
Dazu ist ein spezieller Regler für die Temperaturbegrenzung
notwendig.
Kunststoff ist nicht druckbeständig, die Speicher müssen
drucklos sein.
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Wärmedämmung |
Dämmschichtdicke
mindestens 80 mm Hart- bzw.
120 mm Weichschaum.
Wärmeleitfähigkeit sollte bei λ = 0,035 W/mK,
Wärmeverlust bei < 2 W/K liegen.
Der Speicherboden sollte in die Isolierung mit
einbezogen sein.
Dämmmaterial
Mineralwolle wird in d. R. als Dämmung nur noch selten
verwendet.
Verwendet werden PU-Hartschaum (Polyurethan),
PU-Weichschaum und Melaminharz.
PU-Weichschaum ist bzgl. nachträglicher Montage,
Entsorgung etc. einfacher im Handling.
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Brandgefahr
PU-Weichschaum kann
eine Brandgefahr im Keller darstellen.
(spezielle brandlöschende Zusätze sind leider in d. R. noch
nicht üblich)
Besonders riskant sind PU-Weichschäume, die im PVC-Mantel
stecken. Polystyrol-Mäntel sind deutlich besser.
Melaminharz ist absolut brandsicher.
Der Nachteil von Melaminharz ist, dass für die
Leitungsanschlüsse Einschnitte gemacht werden müssen, die später reisen
können. Außerdem staubt es bei der Verarbeitung.
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Temperaturschichtung
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Der Bereitschaftsteil im oberen Speicherbereich wird je nach
Einstellung der Kesselregelung auf ausreichend hohe Wassertemperatur
(45-55°C) überwacht.
Schafft es die Solaranlage nicht, am Tage diesen
Speicherbereich auf mindestens 45°C aufzuheizen, wird konventionell über den
Heizkessel nachgeheizt.
Das Problem bei den einfach aufgebauten
bivalenten Solarspeichern ist, dass über den Solar-WT ein großes Volumen an
relativ kaltem Wasser steht.
Wird diese Menge über den Solar-WT stark
erhitzt, setzt auf Grund der entstehenden Dichteunterschiede eine freie
Konvektion ein, die das warme mit dem kalten Wasser vermischt.
Somit kommt es, dass trotz hoher Solarleistung
nur lauwarmes Wasser zur Verfügung steht und ein Nachheizen notwendig wird.
Ein Solarspeicher wird für einen 2 bis 2,5 fachen
Tagesbedarf ausgelegt.
Bei einer vollständigen Vermischung bedeutet
das, dass der Heizkessel immer nachheizen muss, obwohl die Solaranlage
genügend Energie bereitgestellt hat.
Wenn also eine schlechte Schichtung vorhanden
ist, muss die Solaranlage das gesamte Speicherwasser beladen.
Die Solaranlage müsste also größer
dimensioniert werden.
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Diese negative Erscheinung hat dann auch zur Entwicklung von
Schichtenladespeichern geführt.
Schichtenladespeicher
Bei diesen werden mit verschiedenen
Konstruktionen und Einbauten, die erwärmten Wassermengen in die entsprechende Schicht mit
gleicher Temperatur bzw. Dichte transportiert >
Bild Schichtenladespeicher
Bis zu 5% solaren Mehrertrag kann die Schichtladung
bringen, wenn der Speicher gut isoliert ist und das System perfekt
abgestimmt ist.
Der Hauptvorteil liegt aber in einer wesentlich schnelleren
Trinkwarmwassererwärmung.
Irreführender Begriff
Schichtenspeicher
Leider wird von vielen Anbietern der Begriff
Schichtenspeicher verwendet, ohne diesen näher in ihren Unterlagen zu
erläutern.
Da eigentlich alle Solarspeicher Schichtenspeicher sein
müssten und damit unterschiedliche Temperaturbereiche aufrecht erhalten
können, ist der Begriff leicht irreführend.
Bei einem eindeutig als
Schichtenladespeicher bezeichneten
Solarspeicher sind spezielle Einbauten zur Unterstützung der
Temperaturschichtung vorhanden, die z. B. aus einer Schnittzeichnung auch
ersichtlich sind.
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Speichersysteme
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1. Bivalente
Speicher-Wassererwärmer |
Bivalente Speicher haben 2 Wärmetauscher für die Beladung des Speichers (z. B.
den unteren für Solar und den oberen zur Nachheizung vom Heizkessel) und
speichern das erwärmte Trinkwasser. >
Bild
Der Nachteil liegt in der nicht konstanten
Temperaturschichtung. Diese wird bei Warmwasserentnahme durch das
gleichzeitig zufließende Kaltwasser und die auf Grund der Dichteunterschiede
entstehende freie Konvektion immer wieder zerstört.
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Damit verkleinert sich die vom Kollektor kommende Wärmemenge.
Diesen Nachteil gleicht man durch eine größere
Kollektorfläche aus.
Durch den einfachen Aufbau sind sie
kostengünstig und werden in Standartlösungen in d. R. auch immer angeboten.
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2. Kombispeicher*
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Werden für die Warmwasserbereitung und die
Erwärmung des Heizungswassers mit der überschüssigen Solarwärme eingesetzt
und puffern die eingebrachte Energien von Solaranlage, Heizung, Wärmepumpe
etc.
Der Kesselkreislauf wird direkt an den
Speicher angeschlossen (evtl. auch über Plattenwärmetauscher)
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Die Regelung ist etwas aufwendiger. Eine
Temperaturschichtung wird auf verschiedene Weise erreicht:
Steuerung der Pumpen, hydraulische Ventile,
usw. oder gezielte Lenkung des natürlichen Schichtungsprozesses.
Es gibt verschiedene Systeme von
Kombispeichern:
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2.1 Tank in Tank-Systeme
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2.2 Puffersysteme |
Der innere kleinere Behälter dient als Brauchwasserspeicher, im
äußeren ist Heizungswasser.
Der Innenbehälter sollte aus Edelstahl sein, für den Außenbehälter genügt in
d. R. Baustahl St 37-2. > Bild
Vorteile
Die Vorteile liegen in einfachen Aufbau und Regelung, geringer Platzbedarf,
Nachheizwärmetauscher kann entfallen.
Nachteile:
-
begrenzter Brauchwasservorrat und Nachheizvolumen
(max. 200 l Warmwasser und 600 l Pufferwasser bei Standartgrößen, die auch
durch eine normale Tür passen),
-
schwieriger Austausch von Teilen bei Reparaturen,
-
im Sommer muss immer gesamtes Wasservolumen aufgeheizt
werden.
Demzufolge ist eine zusätzliche Solaranlage zur Warmwasserbereitung und
Heizungsunterstützung sehr zu empfehlen.
Hydraulische Einbindung
>
Hydraulikschema
|
>
Bild
Das benötigte Warmwasser in Trinkwasserqualität (keine
Legionellen) wird auf unterschiedliche Art erwärmt:
a) Mit einen externen Plattenwärmetauscher, wobei das zu erwärmende
Trinkwasser den Wärmetauscher im Gegenstromprinzip durchströmt und durch
spezielle Konstruktionen in die entsprechenden Temperaturschichten wieder in
den Speicher zurückgeleitet wird.
b) Mittels eines internen Wärmetauschers (z. B.
Rippenrohr-Rohbündel-WT) als Durchlauferhitzer, welcher sich im oberen
Bereich des Speichers befindet.
Ein Thermosiphon verhindert eine Zerstörung der Schichtung durch das
einströmende Kaltwasser.
>
Bild
Solarkombispeicher
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3. Pufferspeicher* |
4.
Saisonspeicher |
Sind sehr einfach aufgebaut und nur mit Heizungswasser
gefüllt. Trinkwasser wird im Puffer selbst nicht erzeugt.
Ein besonderer Korrosionsschutz ist nicht erforderlich.
Es können verschiedene Energien gepuffert werden (von
Heizung, Solaranlage, Wärmepumpe usw.).
Alle Systeme, die selbst mit Heizungswasser durchflossen
sind, werden direkt an den Puffer angeschlossen.
Die Solaranlage wird in d. R. über einen Plattenwärmetauscher
angeschlossen.
*) Die Begriffe Kombispeicher und Pufferspeicher sind noch nicht
einheitlich standardisiert, es gibt auch noch andere Definitionen.
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Durch ein optimales Verhältnis von
Speichervolumen und Oberfläche sind bei diesen Großspeichern die
Wärmeverluste gering.
Das Haus wird praktisch um den Speicher herum
gebaut.
>
Bild
Bei Niedrigenergiehäusern kann der
Kollektorertrag des Sommers die Raumheizung im Winter fast vollständig
abdecken.
Nachteile
- Hoher Material- und Platzaufwand
- Die Wirtschaftlichkeit ist immer noch fraglich
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5.
Latentwärmespeicher-Technologien |
Grundlagen |
Latente Wärme
Lateinisch latens = verborgene Wärme
Während sensible Wärme auf Grund der Temperaturerhöhung
fühlbar ist, bleibt die latente Wärme des Phasenüberganges bei
konstanten Temperaturen im Verborgenen.
Latentwärme ist die Bindungsenergie der Moleküle eines
Stoffes (innere Energie).
Sie wird als Wärme beim Wechsel eines Stoffes in eine anderen
Aggregatzustand (z. B. von flüssig zu fest) nutzbar.
Zum Aufspalten der Bindung von Molekülen muss zunächst
Energie zugeführt werden, um den Wechsel des Aggregatzustandes zu erreichen.
Wenn also ein fester Stoff schmilzt, wird in der Phase der
Zustandsänderung latente Wärme gespeichert.
Diese kann danach dem Stoff wieder entnommen werden.
Latentwärme (auch Schmelzwärme genannt) kann in einem
kleinen Temperaturbereich große Energiemengen speichern.
Speichermedien
Ersatz des Wassers als Speichermedium durch
andere Speichermedien, z. B. Salzhydrate, Paraffine (PCM*)
Es kann bei gleicher Speichergröße eine bis zu
3,5fach höhere Energiedichte (bis zu 120 kWh/m³, bei Wasser nur ca.
60 kWh/m³) erreicht werden.
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Vorteile
- Verkleinerung des Speichervolumens
-
Erhöhung der Speicherkapazität
- weniger Platz und Höhe erforderlich
- auch als Kältespeicher verfügbar
Nachteile
- z. Z. kaum praktischen Anwendung
-
höhere Kosten
- Die Wirtschaftlichkeit ist immer noch fraglich
Anwendung
- Verlängerung von
Brennerlaufzeiten im Teillastbetrieb
- Reduzierung von Bereitstellungsverlusten
- Speicherung von Prozesswärme und Solarenergie (z. T. auch
Kälte)
- Abwärmenutzung
Probleme
Problematisch ist bei einigen Systemen die Be- und Entladung und auch,
dass der Phasenwechsel nur in einem definierten Temperaturbereich geschieht.
Ansonsten ist die spezifische Wärmekapazität
kleiner als die von Wasser. Vor allen bei thermischen Solaranlagen lässt sich
das z. Z. schwer realisieren.
Beispiel
Zur ganzjährigen Beheizung eines Passivhauses benötigt man das
Speichervermögen eines 20 m³ großen Paraffintanks.
*) PCM=phase change
material=Aggregatzustand wechselndes Material
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Speicherarten und erzielbare
Energiedichten |
Art der Energie-
speicherung |
Energiedichte
(Speicherkapazität) |
Speicher-
medium |
spez. Wärme-
kapazität |
Arbeits-
temperatur |
Anlagenbeispiel
auf dem Markt |
Sensibel |
ca. 60
kWh/m³ |
Wasser |
4,2 J/g K
bei
Raumtem-
peratur |
<100°C |
Herkömmliche Warmwasserspeicher |
Latent |
bis 120 kWh/m³ |
Salzhydrate
(Natriumazetat) |
- |
ca. 30-80°C |
Latentwärmespeicher (Modulbauweise)
Alfred Schneider GmbH |
Paraffine |
ca. 200 J/g K |
ca. 10-60°C |
Liegende/stehende Latentspeicherzellen
Powertank GmbH |
Wasser/Eis |
? |
? |
"SolarEis-Speicher" (Neuentwicklung
Langzeitenergiespeicher)
Isocal Heizkühlsysteme GmbH |
Thermo-chemisch
(s. auch Sorptions-
speicher) |
200-500 kWh/m³ |
Metallhydrid |
- |
ca. 280-500°C |
Einsatz in der Brenn-
stoffzellentechnologie |
Silikagel |
- |
ca. 40-100°C |
1999 Pilotprojekt
Ufer-Solar und ISE Freiburg |
Zeolith |
- |
ca. 100-300°C |
Forschungsprojekt zum
Lastausgleich im Fernwärmenetz |
Quelle: IKZ-Fachplaner 1/2007
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6.
Sorptionsspeicher |
Wirkungsprinzip
der
thermochemischen Wärmespeicher beruht auf der Adsorption von Wasser an der Oberfläche eines
Sorptionsmittels (Silikalgel, Zeolith).
Wärme wird durch endotherme Reaktionen gespeichert und durch
exotherme Reaktionen wieder abgegeben.
Durch Austrocknung bzw. Aufnahme von Wasserdampf wird Energie gespeichert
oder abgenommen.
Speichermedium
Als Speichermedium wird z. B. Silika-Gel mit einer hohen Energiedichte von
200 - 300 kWh/m³ und geringer Wärmeverlustrate verwendet.
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Nachteile
Diese thermochemischen Wärmespeicher sind noch in der Testphase.
Problematisch ist
der hohe Preis für das Sorptionsmittel.
Die
Wirtschaftlichkeit ist immer noch fraglich.
Anwendung
- alleinige Versorgung mit Solarenergie über einen längeren
Zeitraum
-
klima- und kältetechnische Anwendungen.
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