Brennwerttechnik |
Heizwert, Brennwert, Kondensationswärme,
Taupunkttemperatur und Nutzungsgrad |
Ein Heizungssystem
mit Brennwerttechnik ist durch seine besondere Konstruktion der
Wärmetauscherfläche in der Lage, den Abgasen nicht nur die fühlbare Wärme,
sondern auch die Verdampfungswärme zu entziehen und dem Heizungssystem
zuzuführen. Brennwert
Der Begriff Brennwerttechnik geht darauf zurück, dass durch
die Abgaskondensation nicht nur der Heizwert1 sondern der
Brennwert2 des Brennstoffs genutzt wird.
Beide Werte beziehen sich auf die Wärmemenge, die bei der
Verbrennung frei wird.
1) auch bezeichnet als unterer Heizwert, Hu, Hi
2) auch bezeichnet als oberer Heizwert, Ho, Hs
Der Brennwert gibt dabei die gesamte gewinnbare Wärme an,
also zusätzlich die im Wasserdampf gebundene Energie, die sonst ungenutzt
durch den Schornstein entweicht.
Der Unterschied zwischen Heizwert und Brennwert ist
abhängig vom Brennstoff.Bei
Erdgas beträgt der Unterschied 11% und führt dazu, dass der
Nutzungsgrad* (Normnutzungsgrad),
der immer auf dem Heizwert bezogen ist, bei voller Kondensation theoretisch
auf bis zu 111% ansteigen kann. Durch
Hochleistungswärmetauscher in den Brennwertgeräten werden die Abgase
nahezu bis auf die Rücklauftemperatur des Heizsystems abkühlt und erzielen
Nutzungsgrade von 108 bis zu 110% - also nahe der physikalischen Grenze.
Wie viel Kondensationswärme genutzt werden kann, hängt
vor allem von der Temperatur des Heizsystems ab.
Je kühler das Heizungswasser zum Brennwertgerät fließt, desto mehr Wärme kann
den Abgasen entzogen werden und desto größer ist die Brennwertnutzung. |
Der Einbindung des Brennwertgeräts in in die Gesamtanlage
kommt deshalb beim Neubau wie auch bei nachträglichen Einbau große Bedeutung
zu.Ziel: Möglichst bei jeder
Rücklauftemperatur den Brennwert zu nutzen.
Daraus ergibt sich die Bedeutung der Taupunkttemperatur.
Je höher der Taupunkt, desto größer die Brennwertnutzung.
*) Nutzungsgrad größer 100%???
Da der Brennwert
früher nicht genutzt werden konnte, wird der Nutzungsgrad üblicherweise auf
den Heizwert des Brennstoffes bezogen.
Diesen Bezugspunkt hat man für
Brennwertgeräte beibehalten, um sie besser mit herkömmlichen Kesseln
vergleichen zu können.
Aus diesem Grund können
Brennwertheizungen bei optimaler Abstimmung mit dem Heizsystem
(Fußbodenheizung etc.) auf Nutzungsgrade bis zu 108 % bei Erdgas kommen (bei
Öl etwas geringer).
Kondenswasser
Das anfallende sauere Kondensat
(salpetrige Säure) hat einen geringen Anteil am häuslichen Abwasser und kann bis
zu einer Kesselleistung von 200 kW in das Abwassernetz geleitet werden.
Negative Beeinflussung des
Abwassersystems oder der Kläranlage sind nicht zu erwarten.
Bei einem 20 kW Kessel für ein Einfamilienhaus beträgt die Kondensatmenge 2
bis 3 m³/a. Das Kondensat ist bei Gas mit pH-Werten zwischen 3,5 bis 4,5
leicht sauer und kann in das häusliche Abwasserrohrnetz abgeführt werden.
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Aufbau und Funktion eines Brennwertkessels
(Beispiel) |
Brennwertkessel |
Das
wichtigste Teil eines Brennwertgerätes ist der Wärmetauscher.
Je nach Hersteller besteht der hochbelastete Wärmetauscher aus
Aluminium-Silizium-Guss oder Edelstahl. Er überträgt die Wärmeenergie der
Verbrennungsgase auf das Heizungswasser.
An den Wärmetauscher wird im unteren Bereich der
Heizungsrücklauf angeschlossen.
Die eingebaute Umwälzpumpe führt das Heizungswasser durch den
Wärmetauscher, wo es erwärmt wird.
Im oberen Bereich des Wärmetauschers wird das erwärmte
Vorlaufwasser über ein automatisches Entlüftungsventil geführt.
Über eine separate Leitung innerhalb des Gerätes wird der
Vorlaufanschluss an die Unterseite des Gehäuses gelegt.
Verbrennungsregelung >
Schema
Durch die optimierte Aufbereitung
des Brennstoff-Luftgemischs (z. B. O 2-Regelung
System SCOT) sind niedrige Emissionen und große
Modulationsbereiche möglich.
(Quelle: Weishaupt-compact-Reihe) |
Die
Luft-Gasmenge wird bereits vor dem Gebläse zusammengeführt. Sie wird durch
das Gebläse über die Oberfläche des Strahlungsbrenners gleichmäßig verteilt
und verbrannt. Über den Sensor
misst die Brennerregelung dynamisch die Verbrennungsqualität.
Bei Abweichungen wird über eine Korrektur die Gasmenge an jedem
Betriebspunkt der Verbrennung optimiert.
Der Sensor regelt zusätzlich auch unterschiedliche
Gasqualitäten aus (-> optimale Betriebssicherheit).
Dieses System kann für alle Erdgasarten, Flüssiggas
und zukünftig auch für Biogas eingesetzt werden (nicht bei allen Herstellern
verfügbar!).
Beim ersten Einschalten wird ein automatischer Abgleich auf
die vorhandene Gasart ausgeführt. Das spart bei der Inbetriebnahme Zeit und
Kosten.
Modulierender Strahlungsbrenner
Die Leistungsanpassung erfolgt über ein drehzahlgeregeltes Gebläse an den
jeweiligen Wärmebedarf durch die entsprechende Mischung von Brennstoff und
Luft. |
Regelung, Wärmetauscher |
Regelung
Die elektronische Regelung im rechten Teil ist komplett von der Wasserseite
getrennt. Die Bedienung erfolgt über
ein Display in klar verständlicher Weise.
Hochleistungswärmetauscher
Das
Heizungsrücklaufwasser wird im Wärmetauscher an den integrierten Hydraulikblock
angeschlossen. Hier ist auch die Umwälzpumpe angeflanscht.
Über interne Wasserkanäle wird wird das Heizungswasser von unten
nach oben durch den Wärmetauscher geführt und erwärmt.
Die Verbrennungsgase werden in entgegengesetzter Richtung von oben nach unten
abgekühlt. Im unteren Bereich des Wärmetauschers
herrscht damit die niedrigste Abgastemperatur und gleichzeitig die niedrigste
Heizungswassertemperatur. |
Durch breite Wasserkanäle in diesem Bereiche wird die
Verweildauer des kalten Wassers zusätzlich verlängert und somit eine erhöhte
Kondensation erreicht.In dem
separaten Abgaskanal wird das Abgas nicht wieder aufgeheizt. Dies steigert
zusätzlich die Effizienz - die gesamte Wärme wird an das Heizungswasser
übertragen.
Kondenswassermenge
Wird 1 m³ Erdgas verbrannt, entstehen bei optimalen Wirkungsgrad
ca. 1,6 l Kondenswasser.
Das Kondensat läuft
über den Kondenswasserablauf in den Gerätesiphon.
Die Abgase werden werden durch den Abgaskanal hinter dem Wärmetauscher direkt
zum Abgasanschluss geführt
(Quelle: Weishaupt-compact-Reihe) |
Abgassysteme |
Sehr niedrige
Abgastemperaturen (z. T. <40°C) bringen gegenüber konventionellen
Niedertemperatursystemen nur wenig thermischen Auftrieb. Aus diesem Grund
werden die Abgase mit dem Brennergebläse mit Überdruck durch die
Abgasleitung gedrückt. Als Material wird in d. R. Kunststoffrohr verwendet.
Raumluftabhängige Systeme
erhalten die Zuluft aus dem Raum,
in dem sie stehen.
Raumluftunabhängige Systeme
Die Zuluft wird über einen
Schacht von außen angesaugt.
Vorteile:
Saubere Luft. Zuluft wird auf dem
Weg durch den Schacht über das wärmere Abgasrohr erwärmt. Verbesserung des
Nutzungsgrades. |
Dachheizzentrale
Das Brennwertgerät
kann auch unter dem Dach installiert werden.
Als Abgassystem wird dann direkt
durch die Dachfläche ein einfacher Montagebausatz installiert.
Abgassystem an der Außenwand
Soll das Brennwertgerät im Keller
installiert werden, verwendet man ein Doppelrohr (innen Kunststoffrohr, außen
Edelstahlrohr).
Die Luftansaugung erfolgt im unteren
Bereich des vertikalen Leitungsteiles. Der Ringspalt im vertikalen Bereich wird
hier als Wärmedämmung verwendet, damit im Winter keine Vereisung eintritt. |
Brennwertpraxis |
Die Auswahl des Wärmeabgabesystems |
Die Wahl z. B. zwischen
Fußbodenheizung oder Heizkörperheizung hat ebenfalls großen Einfluss auf die
Wirtschaftlichkeit einer Brennwertanlage.
Heizkörper, Heizleisten
Bei Heizkörpern,
mit einer Auslegung der Vorlauf-/ Rücklauftemperatur von z. B. 70/50°C
wird bei einer Außentemperatur von z. B. -20°C, die Rücklauftemperatur
gerade knapp die Taupunkttemperatur erreichen.
Das Brennwertgerät arbeitet das
ganze Jahr mehr oder weniger im Kondensationsbereich.
Entscheidend
für die Kondensatmenge ist die Rücklauftemperatur. Sie sollte möglichst
weit unter der Taupunkttemperatur liegen.
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Je weiter die
Rücklauftemperatur durch gleitende Betriebsweise verringert wird, desto mehr
kondensiert das Brennwertgerät.
Da die gesamte Jahresheizarbeit
überwiegend bei mittleren Außentemperaturen stattfindet, arbeitet das
Brennwertgerät das ganze Jahr effizient.
Fußbodenheizungen
Bei Fußbodenheizungen
mit einer Auslegung der Vorlauf-/ Rücklauftemperatur von z. B. 40/30°C liegt
die Kondensatmenge noch wesentlich höher.
Für die gesamte
Jahresheizarbeit liegt die Rücklauftemperatur weit unter der Taupunktemperatur.
Das Brennwertgerät
erhält optimale Bedingungen und arbeitet noch effizienter.
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Maximale Absenkung der Rücklauftemperatur bei
Brennwertkesseln (Vollbrennwerttechnik) |
Vollbrennwertnutzung
Bei einer Absenkung der Rücklauftemperatur
von 45°C auf unter 30°C erreicht man einen um 5% höheren Nutzungsgrad
des Brennwertkessels.
Erst bei 30 °C RL-Temperatur übergibt
das Rauchgas den Großteil seiner Enthalpie in Form von Kondensat an den
Heizungsvorlauf >
Grafik.
Brennwerttechnik bedeutet, je kühler das
Wasser ist, dass zum Kessel zurückfließt, desto mehr Wärme kann den
Abgasen entzogen werden und desto größer ist die Brennwertnutzung.
Wenn über die gesamte Heizperiode die maximale Absenkung
der RL-Temperatur erreicht wird, bezeichnet man das als
Vollbrennwertnutzung.
Das ist in d. R. nur mit einer optimal ausgelegten
Fußbodenheizung zu erreichen.
Die Taupunkttemperatur des Abgases
Heiße Abgase können viel mehr Wasser
festhalten als kältere.
Die entscheidende Größe ist der
Taupunkt (=100% relative Feuchte, d. h. Abgase sind mit Wasser
gesättigt).
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Ergo tröpfelt im Kondensationsfall nur der
Überschuss jenseits der 100% relativen Feuchte (r. F.) heraus.
Lediglich diese freigesetzte latente
Energie kommt bei Brennwertanlagen dem Kesselnutzungsgrad zugute.
D. h., sobald das Abgas weniger als 100%
r. F. hat, kondensiert nichts mehr aus.
Luftzahl
λ
Ein weiterer Einflussfaktor auf dem
Taupunkt ist die Luftzahl λ. Sie gibt den Luftüberschuss bei der
Verbrennung an.
Ein moderner Vormischbrenner für Erdgas
begnügt sich mit 30% Luftüberschuss (λ=1,3).
Bei einem Luftdruck von 1013 Millibar und
50% relative Luftfeuchte stellt sich hier eine Taupunkttemperatur von
55°C ein.
Man sollte also Brenner einsetzen, die mit
möglichst kleiner Luftzahl arbeiten, um so möglichst hohe
Taupunkttemperaturen zu erreichen.
Diese garantieren selbst bei höheren
RL-Temperaturen (im Winter) noch eine Teilbrennwertnutzung.
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Das Mollier-h, x-Diagramm |
Die theoretische Erklärung findet man im
Mollier-h,x-Diagramm, wenn man annimmt, dass 1 g Wasser pro
kg trockene Luft etwa identisch sind mit 1 g Wasser pro kWh.
(h = Enthalpie in kJ/kg, x = Wassergehalt in g/kg
trockene Luft)
Bei der Verfeuerung von Erdgas verbrennen
je 1 kg Erdgas 10 kg Luft oder 100 g Erdgas plus 1 kg Luft ergibt beim
Verbrennen 1 kWh Wärme.
Kondensatmenge bei unterschiedlichen
RL-Temperaturen
- 57 °C RL-Temperatur
Bei 57°C Rücklauf-Temperatur
kondensieren nur einige Tropfen Wasserdampf aus dem Abgas.
Entsprechend niedrig wäre auch der der
Wärmegewinn.
- 45 °C RL-Temperatur
Bei ca. 45°C fallen schon ca. 45 g
Kondensat an, das sind 1/3 der Verdampfungswärme.
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Die ursprünglichen nach der
Verbrennungsgleichung 16% Wasserdampf im Abgas haben sich auf absolut
ca. 10% verflüchtigt und damit die Taupunkttemperatur von 57°C auf 52°C
heruntergesetzt. Der Kondensationsprozess erlischt.
- 40 °C RL-Temperatur
Bei 40°C RL-Temperatur werden dem
Rauchgas fast 70 g/kWh (von theoretisch 120 g) entzogen.
- 30 °C RL-Temperatur
Erst bei 30°C übergibt das Rauchgas
einen Großteil seiner Enthalpie von 105 g Kondensat pro kWh an den
Heizungsvorlauf (=Vollbrennwertnutzung).
(Quelle:
Weishaupt-compact-Reihe) |
Optimaler Einsatz von Brennwerttechnik,
selbst im Altbau und bei Zweikreisanlagen |
Fußbodenheizung mit geringer Aufbauhöhe
Für Altbausanierungen gibt es eine Fußbodenheizung
(z. B.: Wirsbo-Velta/ Minitec >
Bild) mit einer
Gesamtaufbauhöhe von nur 15 mm.
Die 9,9 x 1,1 mm PEX-a Rohre werden bündig in einer Noppenmatte
gehalten. In den Noppen und Zwischenräumen der Folie eingestanzte Löcher
ermöglichen ein gutes Einfließen der Ausgleichsmasse und für eine direkte
Verbindung mit dem Untergrund.
Auf Grund der geringen Masse reduziert sich auch die Aufheizzeit
und verbessert die Regelung.
Fußbodenheizung und Radiatoren
Kondensationsgewinne lassen sich auch dann noch erreichen,
wenn in einigen Räumen noch Radiatoren (Zweikreisanlage) hängen.
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Beispiel 1:
Eine innovative und sehr vielseitige Lösung mit einem Mehrwege-Mischverteiler >
Hydraulikschema macht hier den heißen Rücklauf des Radiatorenkreises
(Hochtemperaturkreis) zum Vorlauf des Fußbodenheizkreises
(Niedertemperaturkreis).
Dadurch beträgt die Rücklauftemperatur nur noch 30°C,
statt 42-45°C. Das bedeutet beachtliche 5% mehr Wirkungsgrad.
(Quelle: www.velta.de, www.baunach.net)
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Für
wesentlich mehr Informationen stehen wir Ihnen mit einer persönlichen
Fachberatung jederzeit gerne zur Verfügung. |
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