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13.12.2011 19:33
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HEIZUNG/ KRAFT-WÄRME-ANLAGEN/ BIOMASSE-BHKW
.
BHKW mit Feststoffvergaser für
biologisch schwer abbaubare Biomasse.
Technologie, Entwicklungsstand
Marktreife, Funktionsprinzip, Leistungsdaten, Brennstoffe.
BHKW mit Feststoffvergaser
für biologisch schwer
abbaubare Biomasse |
Technologie |
Bei der üblichen Festbettvergasung wird Biomasse i. d. R. autotherm unter Einsatz von
Luft vergast (thermochemischen Vergasung).
Der Brennstoff ist dabei in einer Schüttschicht dem Vergasungsmittel ausgesetzt.
Die Gasgeneratoren sind in d. R. als stehende Schachtöfen konzipiert.
Mit dieser Technologie (s. Holzgas-BHKW) konnte bisher mit mehr oder weniger Problemen
(Gasreinheit und instabiler Vergasungsprozess) in d. R. nur
Holzhackschnitzel vergast werden.
Diese Technologie ist in letzter Zeit etwas in Verruf gekommen, weil
einige Hersteller unausgereifte Anlagen ausgeliefert haben.
Innovative Neuentwicklung (Innovationspreis der FEE
2007)
Die Neuentwicklung, der bioampere® Feststoffvergaser, wandelt Festbrennstoffe biologischen Ursprungs
(also zusätzlich zu Holzbrennstoffen auch Pflanzenbrennstoffe, Pferdemist,
Klärschlamm etc.)
bei Temperaturen von bis zu 1.000 °C fast vollständig in ein Synthesegas um.
Der Vergaser ist ein Tunnelvergaser, der sowohl über eine zirkulierende
Wirbelschicht als auch über ein Festbett verfügt.
Der Entgasungsprozess ist vom Vergasungsprozess getrennt, aber räumlich so
angeordnet, dass die notwendige Wärmeübertragung gut funktioniert.
Es entsteht ein Nutzgas mit einer spezifischen Leistung von 0,9 bis 1,3
kWh/Normkubikmeter je nach Feuchte- und Aschegehalt.
Dieses Gas wird nach der Abkühlung und Reinigung zur Stromerzeugung in einem
Blockheizkraftwerk genutzt.
Die anfallende Prozessabwärme kann für Wärme- oder Kühlungszwecke* ausgekoppelt
werden.
*) z. B. mit Hilfe einer
Absorptionskälteanlage kann Wärme in Kälte umgewandelt werden.
Durch eine geregelte
Zufeuerung von Bioöl können Schwankungen in der Gasqualität (bei der
Festbettvergasung) ausgeglichen werden.
|
Anlagenaufbau
Die modulare Konzeption der
Bioampere-Anlagen bestehen aus einem
zweigeschossigen Spezialcontainer mit dem Vergaser, sowie
einem weiteren Container mit dem BHKW als kompakte Einheit.
Dank der kompakten Container-Bauweise lassen sich die Anlagen ohne großen
Flächenbedarf und baulichen Aufwand auch nahe den potenziellen Energieabnehmern
platzieren.
Komplettiert wird das System durch eine standort- und projektangepasste Rohstofflogistik.
(z. B. ein Schubboden-Container, der mittels Radlader befüllt werden kann oder
auch vollautomatische Beschickungssysteme mit befahrbaren Schubboden).
Vorteile:
- Sehr hoher Gesamtwirkungsgrad
(Wärmekosten ca. 20% billiger als bei Verwendung von fossilen
Brennstoffen)
- Verwendung einer Vielzahl von Einsatzstoffen (Biomasse
oder Abfallstoffe)
- Einsatzstoffe (Brennstoffe) kombinier- und austauschbar
- Wartungsarmer, weitgehend vollautomatischer Betrieb
- Stabile Prozessabläufe
- Keine Geruchsbelästigung
- Geringer Platzbedarf
- Die Reststoffe sind in der Landwirtschaft einsetzbar
(z. B. als Dünger)
Wirtschaftlichkeit
Für einen rentablen Betrieb sind ca.7.000 h/a (Betriebsstunden) der Anlage
anzustreben.
Entwicklungsstand und Marktreife (Stand 2008)
Aktuell wurden bis jetzt fünf bioampere-Anlagen installiert (u. a. in
Artern/Thür).
Bis 2010 soll die Serienproduktion laufen, dann sind nach Unternehmensangaben 15
bis 20 Anlagen pro Jahr ein realistisches Ziel. |
1.
Bioampere®-Feststoffvergaser - Funktionsprinzip |
Brennstofflager und Eintragung
Die Biomasse wird wie üblich z. B. aus dem Brennstofflager entnommen oder auch in einem Schubbodencontainer in Form von Hackschnitzeln
oder geschreddertem Material angeliefert und von diesem in den Doseur
eingegeben.
Feststoffvergaser
Über eine Dosierschnecke und eine Zellradschleuse gelangt das
Brennmaterial in die Pyrolyseschnecke.
Diese ist teilweise im Inneren des heißen Reaktors angeordnet. Dadurch wird die
Pyrolyseschnecke von außen beheizt, die Biomasse trocknet und entgast.
Bei dieser Abgabe gasförmiger Substanzen verliert der Restfeststoff der Biomasse
einen Großteil der Festigkeit.
Das Ergebnis ist eine holzkohleartigen Substanz mit
einer Körnung < 10 mm.
Über einen Fallschacht und eine Eintragsschnecke werden die gasförmigen
und festen Pyrolyseprodukte mit einer Temperatur von ca. 350 bis 400 °C in die
heiße Reaktionszone eingetragen und bei Temperaturen im Bereich von 950
°C mit einem Wasserdampf-Luftgemisch umgesetzt.
Die heiße Reaktionszone verlässt einerseits ein ascheartiger Feststoff mit einem
Restkohlenstoffgehalt von etwa 20 %, andererseits entweicht ein energiereiches
Gas, das zu jeweils etwa 20 % aus Kohlenmonoxyd und Wasserstoff besteht.
Dieses energiereiche Gas gibt einen Großteil der fühlbaren Wärme an das
Pyrolyserohr (Reaktor) ab, wo die Wärme auf einem Temperaturniveau von etwa 350 °C
für den Prozess genutzt wird.
Durch die Anordnung des Pyrolysereaktors unmittelbar oberhalb der Hauptreaktionszone,
gibt es auf diesem Weg praktisch keine Wärmeverluste.
In der Gaskühlung wird die Wärme des so auf etwa 600 °C abgekühlten Gases
zur Aufwärmung des Vergasungsmittels auf ca. 200 °C genutzt. |
Gasreinigung und Kühlung
Danach werden in der Gasreinigung und Kühlung die für den Motor
schädlichen Teer- und kondensierbaren Kohlenwasserbestandteile weitestgehend
entfernt.
Die Gasreinigung ist neben den Vergaser das schwierigste Bauteil und bisher die
Ursache für viele Probleme und Störungen.
Mit genauen Angaben über Konstruktion und Funktion halten sich die Hersteller
sehr zurück.
Gasmotor und Generator
Das gereinigte und abgekühlte Gas wird dann einem Zündstrahlmotor
(Dieselprinzip, Wirkungsgrad bis 40 %) mit extrem
hohem Hubraum und geringer Nenndrehzahl zugeführt.
Die Zündstrahlmenge wird so geregelt, dass eine intensive und schnelle chemische
Umsetzung des Gases erfolgen kann und somit zündverzugbedingte
Wirkungsgradverringerungen vermieden werden.
Der Motor läuft mit Pflanzenöl und auch mit Synthesegas aus dem
Vergasungsprozess.
Pflanzenöl wird als in der Anfahrphase des Vergasers auch als Zündöl verwendet.
Danach wird z. Z. mit ca. 20% Pflanzenöl und 80% Synthesegas
gefahren. Zukünftig solle lt. Hersteller ein Anteil von ca. 10 % Pflanzenöl
angestrebt werden.
Leistungsdaten Feststoffvergaser
- Thermische Eingangsleistung ab 600 kW
-
Thermisch nutzbare Abwärme bis zu 300 kW
-
Elektrische Eckleistung als Netzparalleleinspeisung bis zu 240 kW
-
Zündstrahlleistung des BHKW ab 10,6 l/h
-
Flächenbedarf Anlage ca. 400 m²
-
Gesamtwirkungsgrad bis zu 90 %
Einsatzstoffbedarf (Beispiel)
- Stroh ab 1.000 t/Jahr
-
Holz ab 1.200 t/Jahr
Quelle: bioenergy systems GmbH, www.be-sys.com |
2. BHKW |
Die optimalen
Einsatzgebiete für bioampere® P-240 sind vorrangig dort, wo Wärme auf
niedrigem Temperaturniveau (< 100 °C) zur Deckung des Brauchwasser-, Heiz– oder
Prozesswärmebedarfs benötigt wird.
Die bioampere®
Blockheizkraftwerke von bioenergy systems sind mit einer speziell entwickelten
Technik (Zündstrahlmotor, Generator) und einer Spezialsteuerung ausgestattet.
Zündstrahlmotor
Der eingesetzte
Zündstrahlmotor besitzt eine variable Zündstrahlleistung von 8–100 % und kann
auch mit dem Synthesegas des bioampere® Feststoffvergasers betrieben werden
(bei einem Anteil von 10-20 % Pflanzenöl).
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Das bioampere ®
P-240 ist für den Einsatz verschiedener Pflanzenöle optimiert, um den Betrieb
unabhängig von der Kostenentwicklung fossiler Brennstoffe wirtschaftlich
attraktiv zu ermöglichen.
Eine nachträgliche
Erweiterung um die Komponente der Feststoffvergasung ist hierbei jederzeit
möglich.
Leistungsdaten des Blockheizkraftwerkes
-
Eingangsleistung 600 kW
-
Elektrische Leistung 235 kW
-
Thermisch nutzbare Abwärme 250 kW
-
Hubraum 22,0 l
-
Verbrauch an Pflanzenöl 0,285 l/kWh
|
Mögliche Einsatzstoffe (Brennstoffe) |
Es können fast alle biogene Feststoffe zur Vergasung verwendet werden. Neben
Holzhackschnitzel auch geschredderte Biomasse.
Die Besonderheit dieser Feststoffvergaser-Anlage ist, dass
Einsatzgebiet auf Rohstoffe zu erweitern, für die es bisher keinen energetisch
sinnvollen Verwendungszweck gab.
Mit minimalen Anpassungen an den Eintragungssystemen und der
Steuerung können die Anlagen auch auf den Betrieb mit minderwertigen und damit
kostengünstigen Roh- oder Abfallstoffen, wie etwa Pferdemist oder Klärschlamm
etc., umgestellt werden.
Hackschnitzel
aus Kiefer, Pappel, Weide etc.
Heizwert Hu 18,4-18,8 MJ/kg TS, Wassergehalt 10-53 %,
Aschegehalt 0,3-1,0 Masse% (Masse-Prozent)
Minderwertige Holz- und Pflanzenabfälle
auch solche, die sich z. B. für Biogasanlagen nicht eignen
(Astwerk etc.).
Grünschnitt
Verwendung von Rasenschnitt aus der Landschaftspflege oder Landwirtschaft |
Pferdemist
Hu 20 MJ/kg TS, Wassergehalt 52 %, Aschegehalt ca. 2 Masse%
Stroh
von Weizen und Raps (ab 2010 möglich)
Hu 17.1-17,4 MJ/kg TS, Wassergehalt 17,4-18 %,
Aschegehalt 4-6 Masse%
Heupellets
Hu 17,3-17,9 MJ/kg TS, Wassergehalt 10-12 %,
Aschegehalt 5,4-6,3 Masse%
Miscanthus
Hu 17,6 MJ/kg TS, Wassergehalt 20 %, Aschegehalt 2,8-3,9 Masse%
Getreide
Roggen, Weizen, Hafer, Mais
Hu 17-18,9 MJ/kg TS, Wassergehalt 10-12 %,
Aschegehalt 2,0-2,6 Masse%
Klärschlamm
Hu 17,6 MJ/kg TS, Wassergehalt 30 %, Aschegehalt 23 Masse%
Pflanzenöle
Raps-, Soja- und Palmöl |
Vergleich zwischen thermochemischer Holzvergasung
und Verbrennung mit Dampfkraftprozess |
Der Zweck
entscheidet
Je nach Ziel der energetischen
Nutzung sollte geprüft werden, ob die Installation eines thermochemischen
Vergasers die strategisch günstigste Variante ist.
Besteht nur die Absicht, aus
biologisch schwer abbaubarer Biomasse (also ungeeignet für Biogasanlagen)
möglichst viel Elektroenergie zu gewinnen, so ist eine mit einem
Dampfkraftprozess gekoppelte Verbrennungsanlage die bessere Alternative.
Beispielrechnung 1:
Bei der Verbrennung von 1 kg Holz
(angenommener Heizwert 16 MJ/kg) sind im Abgas 16 MJ Wärme enthalten.
Verbrennungsanlagen haben etwa 10 %
Abgasverluste und 10 % Wärmeverluste über Kesselwandung, Rohre und Roste.
A) Verbrennung mit
Dampferzeugung
Ist diese Verbrennung mit einem
Dampfkraftprozess gekoppelt, blieben also nunmehr 12,8 MJ für den
Dampfkraftprozess.
Bei einem Wirkungsgrad von im
günstigsten Fall 40 % könnte man somit 5,12 MJ Elektroenergie erzeugen.
Etwa 5 % dieser Elektroenergie
werden für den Betrieb des Kessels benötigt.
Es können also etwa 4,86 MJ ins
Netz eingespeist werden.
B) Vergasungsanlage
Würde die gleiche Holzmenge dagegen
einer Vergasungsanlage zugeführt werden, könnten wieder 16 MJ ins Gas
überführt werden.
Bei einem Kaltgaswirkungsgrad von
70 % wären das 11,2 MJ, die an den Motor übergeben würden.
Dieser wiederum wandelt bei einem
Wirkungsgrad von ca. 40 % das Gas in 4,48 MJ Elektroenergie um.
Weitere 10 % davon werden aber für
den Betrieb der Vergasungsanlage benötigt, so dass letztlich nur 4 MJ
Elektroenergie eingespeist würden.
|
Ergebnis und Zusammenfassung:
Für die Erzeugung der maximalen
Menge an Elektroenergie ist die Verbrennung effizienter.
Vergasungsanlagen hingegen sind
überall dort sinnvoller eingesetzt, wo auch ein Wärmebedarf gedeckt werden
muss.
Aber auch hier muss sich die
thermochemische Vergasertechnologie dem Vergleich mit Alternativen stellen:
Beispielrechnung 2 (thermodynamisches Vergleichskriterium)
Als typischer Anwendungsfall soll
ein durchschnittlicher Wärmebedarf von 500 kW über einen Zeitraum von 3.000 h/a gedeckt werden.
A) Vergasungsanlage
Bei Verwendung einer bioampere-Anlage
(Festbettvergasung) werden 857 t Holz pro Jahr benötigt.
Gleichzeitig können pro Jahr etwa
1000 MWh Elektroenergie bereitgestellt werden.
B) Holzhackschnitzelheizung
Würde der gleiche Wärmebedarf mit
einer Holzhackschnitzelheizung gedeckt werden, wären 375 t/a Holz für
die Heizung bereit zu stellen.
Die im Vergleich zur
Vergasungsanlage verbleibenden 482 t/a Holz könnten in einem Kraftwerk zu etwa
770 MWh Elektroenergie pro Jahr umgewandelt werden.
Davon wiederum werden etwa 20 MWh/a für den Betrieb
der Holzhackschnitzelheizung benötigt, so dass mit derselben Menge Holz bei
einer Teilverbrennung nur 750 MWh Elektroenergie zur Verfügung gestellt werden
können.
Ergebnis und Zusammenfassung:
Bei Substitution der Verbrennung
durch die Vergasung können also aus derselben Brennstoffmenge bei Erfüllung
einer Heizaufgabe etwa 30 % mehr Elektroenergie gewonnen werden – ein
nicht unerheblicher Vorteil der Vergasungstechnologie!
Quelle:
erneuerbare energien | Mai 2008
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Für
wesentlich mehr Informationen stehen wir Ihnen mit einer persönlichen
Fachberatung jederzeit gerne zur Verfügung. |
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